Hochwasserdamm Gerolfing:

Stadtrat gibt Druck nicht nach

 

IngoIstadt (rh) Es war eine denkwürdige Sitzung des Bezirksausschusses, die von den Gerolfingern so schnell nicht vergessen werden wird. Tumulte, Geschrei, massive Einschüchterungsversuche - unter skandalösen Umständen wurden die Ausschussmitglieder am 30.Juli dazu genötigt, für eine waldnahe Trasse des geplanten Hochwasserdammes zu stimmen. Der Stadtrat aber, das dürfte seit der Finanzausschusssitzung vom Donnerstag feststehen, wird sich von dem Druck der Grundstückseigentümer nicht beeinflussen lassen. Der Deich wird vielmehr laut Planfeststellung ortsnah gebaut, wie es die Fachleute der Wasserwirtschaft von Anfang an gefordert haben.

Die Finanzexperten gaben, bevor sie einstimmig das Konzept von Umweltreferent Fritz Bernhard billigten, keine großen Kommentare mehr ab. Nur SPD-Sprecher Achim Werner bescheinigte der Gerolfinger Bürgerinitiative, durch deren Engagement habe sich "schon was bewegt", etwa in Form des teilweisen Verzichts auf "einen Meter Freibord" am Damm. Damit, so Werner, sollte es nun aber auch "sein Bewenden haben".

Wenn auch die Vollversammlung des Stadtrates am 17. Oktober dem Umweltreferenten folgt wird das Planfeststellungsverfahren für eine drei Kilometer lange Deichtrasse eingeleitet, die folgendermaßen verläuft: Beginnend mit einem Absperrbauwerk am Brucklacher Graswasser (südöstlicher Ortsrand), weiter auf einem Feldweg bis zum Aussiedlerhof Heindl, dann mit einem Schwenk nach Süden, anschließend auf einem Feldweg bis zur Eichenwaldstraße. Westlich davon führt der Deich um das Gerolfinger Wasserwerk herum, nördlich der Kleingärten, zwischen dem Wohngebiet Am Waag und dem Vorwerk bis zu einem Drosselbauwerk am nordwestlichen Ortsrand.

Noch nicht abschließend geklärt ist bisher, ob und in welchen Abschnitten eine Untergrundabdichtung gebaut wird. Was Referent Bernhard als "Hochwasserschutz light" umschrieben hat, soll dagegen im Verfahren angestrebt werden:

Zwischen Dürrenseeweg und Heindlhof soll kein echter Deich entstehen, sondern der Weg nur etwas aufgeschüttet werden, weil dieser Bereich beim Pfingsthochwasser ohnehin nicht überschwemmt war. Die "Waldtrasse" der Bürgerinitiative sei abzulehnen, da sie "weit in vorhandene natürliche Rückhalteräume eingreift". Zudem käme diese Lösung teurer, "da der Deich am Waldrand wegen des abfallenden Geländes höher aufgebaut werden müsste".

 

Laut Bernhard kostet die dem Stadtrat vorgeschlagene Deichvariante rund 1,3 Millionen Euro. Die Hälfte davon muss die Stadt bezahlen, die Hälfte übernimmt der Freistaat Bayern.

Gleichzeitig mit der Entscheidung für die Trasse empfiehlt der Umweltreferent auch den Abschluss eines Vertrages, in dem sich Stadt und Staat verpflichten, die Planungskosten von 420000 Euro gemeinsam zu finanzieren. Auch wenn für den Hochwasserschutz in Gerolfing genügend Geld vorhanden sein sollte - bis die Baumaschinen kommen, wird es noch mindestens zwei Jahre dauern. Bernhard nennt als möglichen Baubeginn "frühestens August/September 2004". Doch dieser Termin ist wohl nur zu halten, wenn die Sache nicht vor Gericht landet. Und damit muss angesichts der Gerolfinger Vorgeschichte jederzeit gerechnet werden.

 

DK 12./13.10.2002

 

Das Ende der Geschichte (?):

 

Gerolfinger Hochwasserdamm: Statt Tumulten kurzer Prozess

 

IngoIstadt (rh) Es ging ganz I kurz, wenngleich für einige Zuschauer vielleicht nicht schmerzlos: Ohne jede Wortmeldung legte sich der Stadtrat in seiner gestrigen Vollversammlung auf die ortsnahe Trasse eines geplanten Hochwasserdammes in Gerolfing fest. Außer Carina Liepold (SPD) folgten sämtliche Stadträtinnen und Stadträte dieser Empfehlung der Experten. Die interessierten Bürger aus dem Ortsteil, die das Geschehen im Sitzungssaal verfolgten, konnten gleich wieder gehen - von Tumulten wie im Sommer beim Bezirksausschuss keine Rede. Wie mehrfach berichtet, hatte sich eine Gerolfinger Bürgerinitiative vehement gegen diese Deichtrasse gewehrt und einen Hochwasserdamm am Waldrand gefordert. Fachleute des Wasserwirtschaftsamtes und der Stadt hielten dem entgegen, dass damit wertvoller Rückhalteraum verloren gehen würde.

 

DK  18.10.2002