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Von der Milchfarm bis zur Börse in Chicago

Ingolstadt (e) Erfolgreich überstanden hat eine Gruppe Schülerinnen und Schüler des Christoph-Scheiner-Gymnasiums ihren Aufenthalt an der Partnerschule in Milwaukee/Wisconsin. Nach wochenlanger intensiver Vorbereitung konnten die Schüler drei Woche lang in den amerikanischen Alltag als Familienmitglieder eintauchen und so Land und Leute mit eigenen Augen kennen lernen.

Überwiegend positiv sind die Eindrücke der Schüler, die besonders von der aufgeschlossenen, freundlichen, unkomplizierten Art vieler Amerikaner und ihrer gegenseitigen Rücksichtsnahme und der großen Hilfsbereitschaft, z. B. in Geschäften oder auf der Strasse, angetan waren. Mit dem Essen machten die Schüler die unterschiedlichsten Erfahrungen, von Fast Food, Leben aus dem Kühlschrank bis zum abendlichen Familiendinner mit großer Salatauswahl war alles geboten. Eine Schülerin fand bemerkenswert, dass auch die amerikanischen Partys ohne Alkohol viel lustiger sein können als deutsche Varianten mit oft sehr viel Alkohol.

Auffällig waren viele Zeichen des amerikanischen Nationalgefühls und der nationalen Solidarität. "United We Stand"- Aufkleber und "God Bless America"- Flaggen gab es nicht nur in vielen Geschäften zu kaufen, sie waren auch nicht zu übersehen auf Bussen, Autos oder an zahlreichen Gebäuden, staatlichen wie nichtstaatlichen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren teilweise sehr massiv. So konnte man nicht einfach mal kurz in größere Gebäude, z.B. architektonisch interessante Wolkenkratzer in Chicago, wo aber immerhin die Börse besichtigt werden konnte, hineinschauen. Vielmehr waren schriftliche Anmeldung bzw. eine Sondergenehmigung erforderlich. Amerika sei eben jetzt anders, wurde der Gruppe immer wieder gesagt, schließlich seien die USA jetzt angegriffen worden, zum dritten Mal in ihrer Geschichte nach dem Niederbrennen der Hauptstadt Washington durch die Engländer 1812 und dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor 1941. Überall redete man nur noch von der Zeit seit dem "nine-one-one", dem 11.September 2001 mit den bekannten Terrorattacken.

Besonders gefordert waren die Schüler im Unterricht an der Marquette University High School, wo sie als Freunde zusammen mit den amerikanischen Partnern bis 3 Uhr nachmittags die Schulbank drückten und so ihre Englischkenntnisse testen oder gar verbessern konnten. Neben dem Schulbesuch standen noch auf dem Programm: ein Eishockey-, ein Basketball- und ein Baseballspiel, letzteres im erst vor einem Jahr eröffneten Miller Park, dem modernsten Stadion in Amerika mit einem Naturrasen und einem flexiblen Dach, das bei Regen oder Kälte geschlossen wird. Bei Harley-Davidson ermöglichte eine Werksbesichtigung Einblicke in die Motorenfertigung für das legendäre Motorrad.

Eine Wochenend-Exkursion quer durch den Staat Illinois ließ die Schülergruppe das "echte" Amerika hautnah erleben. So besuchten sie eine für den Mittelwesten typische Milchfarm, wo der Farmer seine mit modernster Technik erwirtschaftete Futterproduktion erklärte und alle zuschauen konnten, wie jeweils 16 Kühe gleichzeitig in einer vollcomputerisierten Melkanlage bedient wurden.

Für den Gegenbesuch der Amerikaner in Ingolstadt planen schon jetzt Heidi Röll, die die Gruppe dieses Jahr nach Milwaukee begleitete, und Werner Kundmüller, verantwortlich für den USA-Austausch am Scheiner-Gymnasium. Ihrer Meinung nach freuen sich die Amerikaner auf die "Gemütlichkeit" in Deutschland sowie die gute bayerische Küche. Sie wollen unbedingt Berlin sehen und mit dem € in der Hand selbst einkaufen. Denn ein Durchschnittsamerikaner kann es sich überhaupt nicht vorstellen, dass es für so viele unterschiedliche Staaten Europas plötzlich eine einzige Währung gibt.


DONAUKURIER  vom 11.04.2002, 02:04