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Nutzungswandel im Glacis


Die Entwicklung vom Schussfeld...
 

Literatur: Dr. Karl Bauer: „Die Glacisanlagen der Hauptumfassung der kgl. Bayer. Landesfestung Ingolstadt“

Die Funktion der Hauptumfassung des Glacis war ein freies Schussfeld vor dem Rand des Festungsgrabens. Flächenmäßig gesehen war das Glacis flach und war von überall her gut einsehbar. Der höchste Punkt des Glacis war der sog. Glaciskamm, der tiefste Punkt die sog. Glacisstraßen, die heutigen Ringstraßen. Die Fläche war leer, Büsche und Bäume fehlten völlig, es war so ein deckungsloses Schussfeld für eine optimale Verteidigung. Zivilpersonen war das Betreten des Gebiets strengstens untersagt, außer bei der jährlichen Grasernte. Somit war das Glacis auch ein Niemandsland.
Ein zweiter großer Teil des Glacis ist bei der heutigen Esplanade. Strukturmäßig war sie wie die andere, nur mit dem einen Unterschied, dass sie zwischen der zivilen Stadt und den Festungsanlagen war. Aufgabe dieser Freifläche war die Hinderung der Feinde in die Stadt zu gelangen und im Notfall als freies Schlussfeld zu benutzen.
Erst ca. 1860 wurde das Miltärgelände bepflanzt, überwiegend mit Pappeln und Ulmen. Nach 1860 begann man nicht nur die Konturen der Festung zu maskieren oder verstecken, sondern auch die freien Flächen des Glacis zu bepflanzen, um es den Feinden zu erschweren, einen guten Einblick in die Festung zu haben. Bevorzugte Pflanzen waren Akazien, Weißdorn oder Schlehen, weil diese sehr dornig waren und intensiv wurzelnde Gehölze waren.
Trotzdem wurden nicht alle freien Flächen bepflanz, um die Bewegungsfreiheit nicht zu behindern. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war es den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt überhaupt nicht gestattet, diese Grünanlagen zu benutzen.

siehe Militärische Friedenskarte

siehe Das Beispiel Bonschab

Ingolstädter Bürger heißen immer noch "Schanzer"

Der Wandel vom Schussfeld zum Bürgerpark

Das sogenannte „Glacis“ war also im 19.Jh. ein reines Militärgelände, d.h. ein gut einsehbares Schussfeld, das sich um den 1. Verteidigungsring der Altstadt erstreckte. Am äußeren Rand verläuft als Begrenzung eine Ringstraße, die noch heute als wichtigste innerstädtische Verkehrsleitlinie genutzt wird.
Bis 1860 war das Glacis frei von Gehölzen. Mit der militärtechnischen Erhöhung der Schussweite der Geschütze in dieser Zeit waren frei stehende Festungsbauten wie am Brückenkopf extrem gefährdet. Deswegen wurden dann auch viele Bäume und Sträucher gepflanzt, um die Festungsanlagen und die Artilleriegeschosse zu verstecken und einem möglichen Feind die Sicht zu nehmen. Das heutige Grün hat also seinen Ursprung in der Absicht, durch militärische Tarnung die Wirksamkeit dieser Festungsbauten zu erhöhen.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts hin übernimmt dabei das Glacis zunehmend die Rolle als Erholungsraum. Bei der weiteren Gestaltung des Glacis wurde, auch mit Hilfe von Gartenbauvereinen, ein besonderes Augenmerk auf die Ästhetik und Optik gelegt. Außerdem wurden viele Spielplätze -  wie Fort Peyerl - errichtet, dessen Name noch an die historische Vergangenheit Ingolstadts erinnert.
Glücklicherweise wurden in den Glacisanlagen - ursprünglich lag nämlich der Naturschutzgedanke im Vordergrund - viele große Parks, wie der Luitpoldpark und der Klenzepark, errichtet, in denen noch heute markante Überreste der Kriegsmauern zu finden sind. Das stadtnahe Glacis ist so zu einem Park für alle Bürger geworden.